Die Ogura Hyakunin Isshu

Die Hyakunin Isshu (jp. 百人一首: wörtlich übersetzt "Hundert Personen - ein Gedicht") ist eine Anthologie von hundert Gedichten, die von einhundert verschiedenen, berühmten Dichtern aus dem 7. bis 13. Jahrhundert geschrieben worden sind. Ogura ist der Name eines Stadtteils in Kyoto, wo sich die Ogura-Bergvilla befand.

 

Fujiwara no Teika (藤原定家) war einer der größten Dichtern in der japanischen Geschichte und dafür bekannt, dass er die Hyakunin-Isshu im Auftrag des Schwiedervaters seines Sohnes zusammengestellt hat. Diese Gedichte wurden ursprünglich als kalligraphisches Werk auf Shikishi-Papier in chronologischer Reihenfolge geschrieben, um die Fusuma (japanische Papierwand) zu dekorieren. Da er in der Ogura-Bergvilla wohnte, gab man der Anthologie ihren Namen: Ogura-Hyakunin-Isshu (jp 小倉百人一首).

 

Das beliebste Thema der Gedichte ist die Liebe: Dreiundvierzig Gedichte aus hundert handeln von der Liebe und der Romantik. Bei den saisonalen Themen ist der Herbst überaus beliebt. Sechzehn Gedichte wurden über ihn geschrieben.

 

Später wurden diese Gedichte als Broschüre veröffentlicht und nach und nach als Teil der Grundbildung im Schulsystem integriert. Den Japanern sind diese Gedichte daher sehr vertraut, ebenso wie für die Engländer die Werke von Shakespeare oder für Chinesen das Tangschi. Bis heute wird Ogura-Hyakunin-Isshu noch in den Schulen gelehrt.

 

Alle Gedichte in der Ogura Hyakunin-Isshu sind im Stil des Tankas (短歌:Kurzgedicht), welches einer der wichtigsten japanischen literarischen Formen ist, verfasst.  Jedes Tanka besteht aus 31 Silben und  5 Zeilen 5-7-5-7-7 Silben. Die ersten 17 Silben werden als Kami-no-Ku (上の句) und die letzten 14 Silben Shimo-no-ku (下の句) bezeichnet. Für das Kyog-Karuta-Spiel und das offizielle Tournier wird diese Ogura-Hyakunin-Isshu verwendet.

 

 

村雨の  Mu ra sa me no (5)
梅雨もまだひぬ  Tsu yu mo ma da hi nu (7)
槙の葉に  Ma ki no ha ni (5)
霧立ちのぼる Ki ri ta chi no bo ru (7)
秋の夕暮れ
A ki no yu u gu re (7)

*Yomifuda           *Torifuda

 

*Zum Vergleich: Haiku () ist auch ein moderner Stil des Tanka (Kurzgedicht) , welches Mitte des 19. Jahrhundert entstand. Haiku   enthalten nur 17 Silben (5-7-5).  Dabei ist eine unregelmäßige Anzahl von Silben, wie beispielsweise  16 oder 18, ebenfalls möglich.

 

In den obigen Karten sieht man das gesamte Gedicht von Jakuren Hoshi (Mönch Jakuren) auf Yomi-fuda (Rechts) geschrieben.  Die zweite Hälfte des Gedichts (die letzten beiden Zeilen, oder "Shimo-no-ku") wird in Hiragana auf Tori-fuda (Links) geschrieben (Spielkarte ).